© 2021 NEIDL & NEIDL

ERSTBEZUG MODULHAUSSIEDLUNG DEINSDORF, WEIGENDORF

ERSTBEZUG MODULHAUSSIEDLUNG DEINSDORF, WEIGENDORF

Im Zuge des gesetzlichen vorgeschriebenen Flächensparens entwickeln sich aktuell viele positive Ansätze für alternative Wohnformen.

Das Projekt Modulhaussiedlung in Deinsdorf bei Weigendorf durften wir mit der entsprechenden Planung unterstützen.

Um so mehr freuen wir uns, dass nun die ersten Bewohner einziehen werden.

Das oNetz berichtet in seinem Artikel „Wohnen auf wenig Platz: Wer in ein Modulhaus wie in Deinsdorf zieht, muss vorher erst einmal ausmisten“ vom 30.08.2024 über die erste Modulhausbesitzerin:

„Wohnen auf wenig Platz: Wer in ein Modulhaus wie in Deinsdorf zieht, muss vorher erst einmal ausmisten

Es ist das erste Projekt seiner Art im Landkreis Amberg-Sulzbach: In Deinsdorf bei Weigendorf entsteht eine Modulhaussiedlung. Die künftigen Bewohner müssen mit wenig Platz auskommen und vor dem Umziehen erst einmal gründlich ausmisten.

Sabine Heym kniet auf dem Wohnzimmerteppich in ihrer Wohnung in Nürnberg und sortiert aus. Vor ihr liegt ein Haufen bunter Garnrollen. „Die Hälfte werde ich wahrscheinlich nicht mitnehmen“, sagt sie und wickelt flink einen Faden um eine der Rollen. Selbst bei sehr kleinen Dingen macht sich die 66-Jährige Gedanken, ob sie die wirklich brauchen kann – oder nicht. Denn Heym hat sich dazu entschieden umzuziehen. Von ihrer Drei-Zimmer-Altbauwohnung mit Balkon geht’s für die ehemalige Lehrerin in ein ebenerdiges Modulhaus mit Garten. Ihre Wohnfläche wird sich dadurch fast halbieren: Von rund 70 auf gerade mal 40 Quadratmeter. Viel Platz für Krimskrams bleibt da nicht.

Die Rentnerin wird in die geplante Modulhaussiedlung nach Deinsdorf bei Weigendorf ziehen. Von den insgesamt sechs Holzhäusern, die dort in Zukunft stehen sollen, sind bereits zwei verkauft, eines davon wird Heym gehören. Ende des Jahres sollen die Häuser bezugsfertig sein, aktuell sind sie noch in der Mache. Umgesetzt werden sie von der Firma Freiraum aus Sulzbach-Rosenberg.

„Angst habe ich keine“, sagt Sabine Heym über ihre bevorstehende Verkleinerung. Zwar habe sie die vergangenen Jahre in ihrem städtischen Zuhause sehr genossen, „aber jetzt kann was Neues kommen.“ 13 Jahre lang hat die Frau in der geräumigen Altbauwohnung gelebt – dementsprechend viel hat sich auch angesammelt. Bücher und Klamotten sind für den anstehenden Umzug schon aussortiert. „Das ging relativ einfach“, findet Heym.

Damit sie auch möglichst viele Bücher nach Deinsdorf mitnehmen kann, wird sie die Bücher künftig nicht mehr nebeneinander, sondern übereinander in ihre Regale stellen. „Das spart Platz, und es passen mehr rein.“ Und für den Fall, dass mal eines ihrer fünf erwachsenen Kinder mit den Enkeln zum Übernachten kommt, hat sich Heym auch schon etwas überlegt: Sie besorgt sich einfach zwei Faltmatratzen. Die können dann in ihrem kleinen Haus am Boden ausgelegt werden. „Es fällt einem doch immer was ein“, stellt die Frau pragmatisch fest.

Gemeinsam mit der Innenraumplanerin der Firma Freiraum hat Heym ihr neues Zuhause gestaltet. In ihrem Modulhaus wird es nur das Nötigste geben: ein Bettsofa, einen großen Kleiderschrank, in dem neben Klamotten noch allerlei andere Dinge verstaut werden können, einen Tisch, Stühle, zwei Bücherregale und eine Kommode. Im offenen Küchenbereich sollen zudem zwei Hängeschränke angebracht werden. Das war’s. Einen Keller oder einen Dachboden wird das Modulhaus nicht haben. „Vielleicht stelle ich mir noch ein Gartenhäuschen auf“, sagt die Frau. Ein paar ihrer Dinge könnte sie dann dort unterbringen.

Wie man sich so ein Modulhaus mit rund 40 Quadratmetern vorstellen muss, zeigt sich auf dem Gelände von Freiraum in Kropfersricht. Dort werden die Holzhäuser gebaut und sind sie in verschiedenen Ausführungen zu sehen – auch solche mit größerer Wohnfläche, weil sich Modulhäuser beliebig durch weitere Module erweitern lassen. „Dahinter steckt die Idee des flexiblen Wohnens“, sagt Thomas Scheimer von Freiraum. Früher habe man große Häuser auf große Grundstücke gebaut, heute sei die Tendenz gerade umgekehrt. „Weniger ist mehr“, so Scheimer. Ab 190.000 Euro kostet so ein Modulhaus aus Holz. Es wird bezugsfertig geliefert, zum Teil mit eingebauter Küche und Bad. Und auf Wunsch baut Freiraum auch die Möbel ein.

Nicht nur die Häuser der geplanten Modulhaussiedlung sind kleiner als gewohnt, auch die Parzellen, auf denen die Häuser stehen werden, sind es. Zwischen 240 und 300 Quadratmetern wird jede der sechs Parzellen groß sein. Der Grund wird von dem jeweiligen Modulhausbesitzer nicht gekauft, sondern gepachtet. Und das nicht von der Firma Freiraum, sondern von Helmut Loos, dem Grundstückseigentümer.

„Wir wollten bezahlbaren Wohnraum für alle schaffen“, sagt sein Sohn Jannik im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Er erklärt, dass die Pachtverträge frei gestaltbar sind, in der Regel laufen sie über mehrere Jahrzehnte. Der Pächter könne aber bereits nach wenigen Jahren kündigen, sollte es ihm in Deinsdorf nicht gefallen. Loos geht jedoch nicht davon aus, dass sich jemand sein eigenes Modulhaus kauft und dann nach kurzer Zeit schon wieder samt Haus umziehen will.

Die Häuser sind ausschließlich als Hauptwohnsitz gedacht. Eine Nutzung als Ferien- oder Zweitwohnsitz war vom Gemeinderat Weigendorf zuvor explizit ausgeschlossen worden. Ein Anliegen, das laut Loos auch die Nachbarn hatten.

Sabine Heym freut sich auf ihr neues Zuhause, auch wenn sie den Umzug als „Wagnis ins Blaue“ bezeichnet. „Ich bin den Deinsdorfern sehr dankbar, dass sie dieses Projekt ermöglichen.“ Die Region um Weigendorf kennt sie von Wanderungen. Sie ist gerne in der Natur unterwegs und hat sich wohl deshalb auch sofort in die Häuser von Freiraum verliebt. „Im Inneren duftete es so schön nach Holz, und es fühlt sich an, als wäre man im Wald“, sagt sie.

Mit einem Eigentum hatte die Frau schon lange geliebäugelt, allerdings stand immer die Frage der Finanzierung im Raum. Erst mit dem Modulhaus und dem gepachteten Grund geht die Rechnung für sie auf.

Doch nicht nur der Wunsch nach den eigenen vier Wänden mit Garten treibt Heym zur Veränderung an. Sie will ganz bewusst ihr Hab und Gut entrümpeln. „Wenn Menschen sterben, hinterlassen sie oft bis oben hin gefüllte Abstellkammern.“ Die vielen Dinge müssten dann von den Nachkommen entsorgt werden. Ihren Kindern will Heym das einmal ersparen. „Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich das schon vorher mache und mich nur mit den Dingen umgebe, die ich wirklich brauche.“ Mit ihrem neuen Zuhause in Deinsdorf kommt sie ihrem Wunsch damit ein ganzes Stück näher.“

Hier geht’s zum Artikel „Wohnen auf wenig Platz: Wer in ein Modulhaus wie in Deinsdorf zieht, muss vorher erst einmal ausmisten“ im Onetz vom 30.08.2024